Das Buch „Winnetou — Karl May in kritischen Zeiten“ wirft einen Blick auf ein literarisches Erbe, das bis heute polarisiert – vom Abenteuerklassiker zum Symbol post-kolonialer Debatte. Sei dabei, wenn Autoren und Gäste am 26. November im Rahmen der Veranstaltung des Arbeitskreises Indianer Nordamerikas in Kooperation mit dem Karl May Club Österreich die Frage stellen: Welche Rollen spielen Mythen, Macht und Erinnerung in unserer Gegenwart?
Buchpräsentation am 26. November 2025:
WINNETOU – Karl May in kritischen Zeiten
Klaus Farin & Gabriele Haefs (Hrsg.) (Hirnkost Verlag)

Klaus Farin, freier Berliner Autor, Lektor, Aktivist und Vortragsreisender präsentiert an diesem Abend zusammen mit dem Ethnologen Dr. Christian Feest in der Bücherei Wieden seine lesenswerte Sammlung über das literarische Werk Karl Mays und dessen Bedeutung unter der Perspektive von kultureller Aneignung, Auswanderung und europäischem Kolonialismus mit Bezugnahme auf Christian Feests Beitrag über das „Indianer“-Bild in Europa, Andreas Brennes Anschauung über das „Indianer“-Bild bei Karl May, Johannes Zeilingers Beitrag zum historischen Hintergrund und der kolonialen Debatte seiner Afrika-Romane und Gunnar Sperveslages Beitrag über „Kara Ben Nemsi in Mekka. Koloniales Denken in Karl Mays Orientzyklus.
Auch wir als Arbeitskreis Indianer Nordamerikas sind in diesem Buch präsent:
Unser Artikel „7 Gründe, warum wir den Begriff ‚Indianer‘ verwenden“ ist vollständig abgedruckt.
Einst erweckte Karl May mit seiner Figur des Winnetous bei Millionen LeserInnen Bewunderung für indigene Völker Nordamerikas. Doch 2022 änderte sich diese positive Rezeption des Apachen Häuptlings aufgrund einer Kritik an dem Kinder- und Jugendfilm DER JUNGE HÄUPTLING WINNETOU, der eigentlich nichts mit Karl May zu tun hat, aber rassistische Stereotype verbreite.
Als Reaktion auf diese Rassismus-Kritik, zog der Ravensburger Verlag sein Begleitmaterial zu diesem Film aus dem Handel zurück. Das hatte zur Folge, dass Winnetou zusammen mit Karl May Gefahr liefen, aus der Jugend- und Erwachsenenliteratur Opfer der „Cancel Culture“ zu werden.
Doch so einfach ging das nicht. Winnetou und sein Erfinder Karl May gehören nun mal zum deutschen Kulturgut. Daher brachte die BILD-Zeitung eine Kampagne ins Rollen zur Rettung „UNSERES WINNETOUS“. Prominente und PolitikerInnen sahen sich bemüßigt, ihren Jugendhelden zu verteidigen.
Und so entwickelte sich eine Debatte zwischen Winnetous Verteidigern und jenen, die Winnetou als Verherrlichung kolonialistischer Fremdbestimmung betrachten.
Eine Aufklärungswelle rollte über das Land, man fragte sich: darf man noch Karl May Festspiele abhalten oder seine Werke verkaufen? Muss Winnetou ein zweites Mal sterben, aber diesmal endgültig?
Die Karl May Gesellschaft verfasste eine Petition für einen differenzierten Umgang mit dem friedvollen Winnetou, andere stellten sich die Frage:
- Wieviel Rassismus ist erlaubt? Wann ist es zu viel?
- Was muss gecancelt werden, was darf bleiben?
- Ist der Karl-May-Stoff aus unserer modernen Zeit gefallen?
- Oder geht es am Ende gar nicht um Winnetou, Nscho-tschi und Old Shatterhand, sondern um ein auf die Indianer Nordamerikas projiziertes Selbstbild?
WINNETOU – Karl May in kritischen Zeiten
Buchpräsentation in Kooperation mit dem Karl May Club Österreich
Ort:
Städtische Bücherei Wieden (Wien)
Favoritenstraße 8, 1040 Wien
(Eingang Paulanergasse 1)
Datum:
Mittwoch, 26. November 2025, 18:30 Uhr
Eintritt:
frei
Link zur Veranstaltung des Karl May Club Österreich:
➪ https://www.kmcoe.at/Veranstaltungen/
