Dezember 6, 2020

Der Arbeits­kreis India­ner Nord­ame­ri­kas – Weil’s uns ned wuascht is!

Der Bau von nicht­recht­mä­ßi­gen Pipe­lines, ver­schol­le­ne und ermor­de­te indi­ge­ne Frau­en, das Nicht­ein­hal­ten von Fische­rei­rech­ten, sys­te­mi­scher Ras­sis­mus – das ist nur ein klei­ner Aus­zug von drü­cken­den Ange­le­gen­hei­ten, bei denen die Rech­te von Indi­ge­nen in Nord­ame­ri­ka ver­letzt wer­den.

Der Arbeits­kreis India­ner Nord­ame­ri­kas, kurz AKIN, hat es sich in Öster­reich zur Auf­ga­be gemacht, über Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an India­nern in den USA und Kana­da auf­zu­klä­ren und indi­ge­ne Völ­ker bei der Durch­set­zung ihrer Rech­te zu unter­stüt­zen. 

Wer wir sind

Der Arbeits­kreis ist ein Ver­ein, eine NGO (Non-Govern­ment-Orga­ni­sa­ti­on), die regie­rungs­un­ab­hän­gig gemein­nüt­zi­ge Arbeit ver­folgt.

Wir sind aus­schließ­lich ehren­amt­li­che Mit­glie­der, die sich für die Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on von indi­ge­nen Völ­kern in Nord­ame­ri­ka enga­gie­ren.

Wesent­lich hier­bei ist unser per­sön­li­cher Kon­takt und unse­re direk­te Zusam­men­ar­beit mit Indi­ge­nen, die uns von den gegen­wär­ti­gen Pro­ble­men und Miss­stän­den berich­ten.

Wir wer­den nur auf kon­kre­tes Ersu­chen oder nach Rück­spra­che mit Indi­ge­nen aktiv. Unser Ziel ist die lang­fris­ti­ge Auf­recht­erhal­tung, Durch­set­zung und Ver­bes­se­rung der Men­schen­rech­te für indi­ge­ne Völ­ker. Die beson­de­re Auf­merk­sam­keit gilt dabei der Ver­tei­di­gung ihres kol­lek­ti­ven Selbst­be­stim­mungs­rechts

Mit­glie­der des Arbeits­krei­ses bei einem Info­stand, 2017

Alle, denen die Rech­te von India­nern ein Anlie­gen ist, kön­nen der Grup­pe bei­tre­ten und die Men­schen­rechts­ar­beit durch die eige­nen Stär­ken und Fähig­kei­ten unter­stüt­zen. Unser Ent­schei­dungs­fin­dungs­pro­zess kann manch­mal lang­wie­rig sein, aber das gemein­sa­me kol­le­gia­le Arbei­ten ist das, was uns als Grup­pe aus­macht und zusam­men­hält. 

Wie wir arbei­ten

Fast) jeden Mon­tag tref­fen wir uns als Grup­pe, um uns über die ver­schie­de­nen The­men und Pro­jek­te aus­zu­tau­schen.

Bei­spiels­wei­se wird zur­zeit an der Rück­ga­be des „Hair­shirts“ gear­bei­tet. Das Hair­shirt ist ein zere­mo­ni­el­les pracht­vol­les Klei­dungs­stück, ein Fami­li­en­er­be des Rose­bud Lako­ta India­ners Dua­ne Hol­low Horn Bear, Uren­kel des ursprüng­li­chen Eigen­tü­mers Chief Hol­low How Bear. Dua­ne setzt sich für die Rück­ga­be des Hair­shirts sei­nes Urgroß­va­ters an sein Volk vom Welt­kul­tu­ren Muse­um in Frank­furt ein. Das Shirt hat einen wich­ti­gen spi­ri­tu­el­len Wert für die Lako­ta, das auch zu ihrer Iden­ti­tät bei­trägt. 

Duane Hollow Horn Bear mit Ehefrau und Enkel in Frankurt, Sommer 2019

Dua­ne Hol­low Horn Bear mit Ehe­frau und Enkel in Frank­urt, Som­mer 2019

Der Arbeits­kreis wur­de hier­bei von Dua­ne Hol­low Horn Bear um Unter­stüt­zung gebe­ten. Sein Anlie­gen wur­de kon­kret unter ande­rem durch Brie­fe der „Euro­pean Alli­ance for the Self-Deter­mi­na­ti­on of Indi­ge­nous Peo­p­les“ unter der Feder­füh­rung des Arbeits­krei­ses an das Welt­kul­tu­ren Muse­um in Frank­furt mit der For­de­rung der Rück­ga­be des Hair­shirts gesen­det. Um die­sen recht­lich nicht ein­fa­chen Pro­zess for­mal unter­stüt­zen zu kön­nen, wur­de vom Arbeits­kreis unter ande­rem auch eine Voll­macht von Dua­ne Hol­low Horn Bear ein­ge­holt. Unse­re Unter­stüt­zung basiert auf dem Hin­ter­grund, das Volk der Lako­ta auf der Rose­bud Reser­va­ti­on bei ihren Rech­ten und Anlie­gen zu unter­stüt­zen.

Und genau dar­um geht es beim Arbeits­kreis. Es geht nicht um das Bes­ser­wis­sen eines Euro­pä­ers, der die Situa­ti­on der India­ner basie­rend auf sei­nen Ideen ver­bes­sern will, son­dern um die Unter­stüt­zung der India­ner nach ihrem Bedarf und Zweck­mä­ßig­keit. Unser Ziel ist die Unter­stüt­zung der Rech­te der India­ner in Nord­ame­ri­ka, nicht das Durch­set­zen unse­rer Ideen. Neue Pro­jek­te oder Kam­pa­gnen wer­den auf Ersu­chen und in Koor­di­na­ti­on mit indi­ge­nen Völ­kern durch­ge­führt. Wir sehen uns als Ver­mitt­ler und bie­ten den von uns unter­stüt­zen Indi­ge­nen eine Platt­form, ohne uns in den Vor­der­grund zu stel­len.

War­um der Begriff „India­ner“?

Obwohl er nicht unum­strit­ten ist und wir uns selbst nicht unbe­dingt damit iden­ti­fi­zie­ren, ver­wen­den wir aus fol­gen­den Grün­den in man­chen Zusam­men­hän­gen nach wie vor den Begriff „India­ner“: 

  • Der kor­rek­te Ter­mi­nus „indi­ge­ne Völ­ker Nord­ame­ri­kas“ wür­de von einem Groß­teil der Men­schen, die sich nicht wie wir stän­dig damit beschäf­ti­gen, nicht ver­stan­den wer­den, und wir wür­den sie damit nicht errei­chen. 
  • Der Begriff „India­ner“ hat spe­zi­ell auch im deutsch­spra­chi­gen Raum im Gegen­satz zu Nord- und Süd­ame­ri­ka eine posi­ti­ve Kon­no­ta­ti­on. 
  • Dar­über hin­aus haben auch die meis­ten „India­ner“ mit dem Begriff kein Pro­blem, ein wesent­li­cher Teil der indi­ge­nen Völ­ker Nord­ame­ri­kas in den USA bezeich­net sich bzw. ihr Reser­vat als „Indi­an“, z.B. Black­foot Indi­an Reser­va­ti­on, auch die natio­na­le Inter­es­sens­ver­tre­tung in den USA nennt sich „Natio­nal Con­gress of Ame­ri­can Indi­ans“, aber auch die Bewe­gung Ame­ri­can Indi­an Move­ment, kurz AIM hat „Indi­an“ im Titel.

Lesen Sie dazu auch den Arti­kel:
7 Grün­de, war­um wir den Begriff „India­ner“ ver­wen­den

Was wir machen

Um Indi­ge­ne in Nord­ame­ri­ka nach ihrem Bedarf bei ihren Rech­ten zu unter­stüt­zen, macht der Arbeits­kreis unter ande­rem poli­ti­sche Arbeit.

Unse­re Unter­stüt­zungs­ar­beit sehen wir auch in der Wei­ter­ga­be von Infor­ma­tio­nenan die all­ge­mei­ne Öffent­lich­keit in Euro­pa. Das tun wir, indem wir über die der­zei­ti­gen Lebens­be­din­gun­gen sowie Ver­let­zun­gen der Rech­te von Indi­ge­ner Völ­ker auf­klä­ren.

Unse­re Öffent­lich­keits­ar­beit beschränkt sich nicht auf unse­ren Online-Auf­tritt auf Home­page www.arbeitskreis-indianer.at und der unse­rer Face­book­sei­te, oder durch Infor­ma­ti­ons­stän­de. Auch Ver­an­stal­tun­gen mit Indi­ge­nen, so zum Bei­spiel Vor­trä­ge, Lesun­gen, Kon­zer­te und Film­vor­stel­lun­gen wer­den orga­ni­siert. 

Aufruf der Buffalo Field Campaign zur Unterstützung durch Freiwillige

Auf­ruf der Buf­fa­lo Field Cam­paign zur Unter­stüt­zung durch Frei­wil­li­ge

Hier­zu zäh­len unter ande­rem die Vor­trä­ge über die Buf­fa­lo Field Cam­paign. Die Buf­fa­lo Field Cam­paign ist eine Orga­ni­sa­ti­on, die sich für den Schutz, Erhalt und die Aus­wei­tung des Lebens­raums der gefähr­de­ten letz­ten Wild­bi­son­her­den im Yel­low­stone-Gebiet, USA, ein­setzt. 

In der Film­vor­füh­rung von Jackie Hoo­kimaw-Witts Film „Kis­ken­a­ma­ha­ge­win (The Way of Lear­ning)“ wur­de über die nega­ti­ven Fol­gen von Kolo­ni­sa­ti­on und Assi­mi­la­ti­on und deren Aus­wir­kun­gen auf indi­ge­ne Jugend­li­che auf­merk­sam gemacht.

Des Wei­te­ren wird mit Pres­se­aus­sen­dun­gen und Sen­de­rei­hen für den Rund­funk ein Bei­trag geleis­tet. So fan­den etwa unse­re Pres­se­aus­sen­dun­gen zum mas­si­ven Pro­test der Indi­ge­nen gegen den Bau der Dako­ta Access Pipe­line in Nord­da­ko­ta, wel­che jedoch nun unter dem Mis­sou­ri durch­führt und Trink­was­ser nicht nur für Indi­ge­ne gefähr­det, in den Medi­en ihren Nie­der­schlag.

Wo wir arbei­ten

Wir arbei­ten als Arbeits­kreis zwar grund­sätz­lich von Öster­reich aus, sind aber mit ande­ren, ähn­lich arbei­ten­den euro­päi­schen NGOs ver­netzt. 

Um inter­na­tio­nal, wie bei­spiels­wei­se bei der Teil­nah­me an UN-Kon­fe­ren­zen, schlag­kräf­ti­ger auf­tre­ten zu kön­nen, wird zur­zeit am Auf­bau der „Euro­pean Alli­ance for the Self-Deter­mi­na­ti­on of Indi­ge­nous Peo­p­les“ gear­bei­tet. Damit wird eine trans­na­tio­na­le NGO in Euro­pa, die sich ins­be­son­de­re für die kol­lek­ti­ven Rech­te indi­ge­ner Völ­ker enga­giert, ein­ge­rich­tet. Einer­seits haben wird dadurch bei inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen eine gewich­ti­ge­re Stim­me, ande­rer­seits wol­len wir über die­se NGO indi­ge­nen Ver­tre­tern, die kei­ne NGO hin­ter sich haben, durch deren Akkre­di­tie­rung ihre for­ma­le Teil­nah­me an UN-Gre­mi­en und ‑Sit­zun­gen ermög­li­chen.

War­um wir das machen

Unse­re Prio­ri­tät ist die Unter­stüt­zung von indi­ge­nen Völ­kern in Nord­ame­ri­ka bezüg­lich der lang­fris­ti­gen Auf­recht­erhal­tung, Durch­set­zung und Ver­bes­se­rung ihrer Men­schen­rech­te. Die Ver­tei­di­gung ihres Selbst­be­stim­mungs­rechts ist für uns dabei von höchs­ter Rele­vanz.

Die­se Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen ste­hen für India­ner lei­der an der Tages­ord­nung. Jeden Tag müs­sen indi­ge­ne Völ­ker für ihre Rech­te kämp­fen. 

Unterstützung des Aufrufs von Stefan Yazzie zur Hilfe anlässlich der COVID-19-Krise in der Navajo Nation

Unter­stüt­zung des Auf­rufs von Ste­fan Yaz­zie zur Hil­fe anläss­lich der COVID-19-Kri­se in der Nava­jo Nati­on

Auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne sind Indi­ge­ne Völ­ker die am wenigs­ten reprä­sen­tier­te Grup­pe, da sie kei­ne eige­nen Staa­ten bil­den. Es gilt die Öffent­lich­keit in Euro­pa, deren Geschich­te genau­so zur gegen­wär­ti­gen Situa­ti­on der India­ner bei­getra­gen hat, über die Miss­stän­de auf­zu­klä­ren und mit einer mora­li­schen Unter­stüt­zung aus Euro­pa die Arbeit von indi­ge­nen Völ­kern zu stär­ken.

War­um wir das machen? – Weil’s uns ned wuascht is!

Sarah May­er


Zur Autorin

Sarah May­er, Stu­den­tin der Poli­tik­wis­sen­schaf­ten in Wien, hat­te ihr zwei­mo­na­ti­ges Prak­ti­kum beim Arbeits­kreis India­ner Nord­ame­ri­kas im Herbst 2020 absol­viert. 
Ihr Auf­ga­ben­ge­biet als Prak­ti­kan­tin war die Admi­nis­trie­rung unse­res Face­book-Accounts, Unter­stüt­zung bei Recher­che-Auf­ga­ben und bei der Öffent­lich­keits­ar­beit. In die­ser Zeit hat sie nicht nur her­vor­ra­gen­de pro­fes­sio­nel­le Arbeit geleis­tet, son­dern auch Ein­blick in unse­re Arbeit und in unse­re Arbeits­wei­se erhal­ten.




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