Februar 27, 2023

50. Jah­res­tag der Beset­zung von Woun­ded Knee

Woun­ded Knee 2 — Wider­stand der India­ner

In den frü­hen Mor­gen­stun­den des 27. Febru­ar 1973 zogen rund 200 India­ner und India­ne­rin­nen bei klir­rend kal­tem Wet­ter zur his­to­ri­schen Stät­te von Woun­ded Knee auf der Pine Ridge Reser­va­ti­on im US-Bun­des­staat South Dako­ta.

Die Situa­ti­on im Reser­vat war über Jah­re hin immer uner­träg­li­cher und ver­zwei­fel­ter gewor­den.

Stam­mes­prä­si­dent Dick Wil­son, Vor­sit­zen­der einer Mario­net­ten­re­gie­rung am Gän­gel­band der US-Regie­rung, hat­te dort mit Hil­fe einer eige­nen Schlä­ger­trup­pe, der „Goons“ (Guar­di­ans of Ogla­la Nati­on), ein kor­rup­tes Ter­ror­re­gime errich­tet, mit dem er den Pro­test von Tra­di­tio­nel­len und Akti­vis­ten gegen den Uran­ab­bau auf ihrem Land und den Aus­ver­kauf der Black Hills, einem hei­li­gen Ort der Indi­ge­nen, zum Schwei­gen brin­gen woll­te. 

Die tra­di­tio­nel­len Ogla­la-Lako­ta im Pine Ridge Reser­vat hat­ten das Ame­ri­can Indi­an Move­ment (AIM) um Unter­stüt­zung gebe­ten. Gemein­sam mit AIM-Mit­glie­der besetz­ten sie an die­sem kal­ten Tag im Febru­ar 1973 die Ort­schaft Woun­ded Knee. Die nächs­ten Wochen gin­gen als „Woun­ded Knee 2″ in die Geschich­te ein.

Woun­ded Knee 1 — wo eines Vol­kes Traum starb

Woun­ded Knee war im Dezem­ber 1890 der Schau­platz eines blu­ti­gen und bru­ta­len Mas­sa­kers, ver­übt von der 7. US-Kaval­le­rie an über 300 wehr­lo­sen Lako­ta, vie­le von ihnen Frau­en, Kin­der und Alte. 

Woun­ded Knee 1″ been­de­te jede Hoff­nung auf Wider­stand bei den Lako­ta und hat bis heu­te ein tief gehen­des Trau­ma hin­ter­las­sen, das schwer auf den Nach­kom­men der Über­le­ben­den las­tet. 

Eines Vol­kes Traum ist dort gestor­ben. Es war ein schö­ner Traum ...“ (Black Elk, Medi­zin­mann der Lako­ta)

Neu­es Selbst­be­wusst­sein und Wider­stand

1973, über 80 Jah­re nach dem Mas­sa­ker, waren die India­ner und India­ne­rin­nen dies­mal bewaff­net. Sie ver­schanz­ten sich in Woun­ded Knee und rech­ne­ten damit, dass es zum Kampf kom­men wür­de. Und so war es dann auch, es gab Tote auf bei­den Sei­ten.

Die inter­na­tio­na­le Pres­se wur­de auf­merk­sam auf das, was sich in einer der ärms­ten Regio­nen der rei­chen USA abspiel­te. Die eins­ti­gen Her­ren des Lan­des tra­ten wie­der für ihre Rech­te ein. Die ame­ri­ka­ni­sche Gesell­schaft war gespal­ten. Auch vie­le Nicht-India­ner hat­ten Sym­pa­thien mit den Indi­ge­nen. 

71 Tage lang hiel­ten die Beset­zer von Woun­ded Knee stand gegen schwer bewaff­ne­te FBI-Agen­ten und US-Mar­halls, gegen Pan­zer und Heli­ko­pter. Ohne Nah­rung und Muni­ti­on muss­ten sie am 8. Mai 1973 auf­ge­ben.

Dennis Banks

Den­nis Banks (1977), Foto von Claus Bie­gert

Gegen die AIM-Füh­rer und bekann­ten Red­ner Den­nis Banks und Rus­sell Means wur­de Ankla­ge erho­ben, aber dann fal­len gelas­sen.

Leo­nard Pel­tier — unschul­dig noch immer im Gefäng­nis

Gegen Leo­nard Pel­tier wur­de wegen Mor­des an 2 FBI-Beam­te ermit­telt. Obwohl es kei­ne Bewei­se für sei­ne Betei­li­gung gab, wur­de er 1977 zu zwei Mal lebens­läng­lichver­ur­teilt — für Mor­de, die er nicht began­gen hat­te. 

Die Basis für die­se Ver­ur­tei­lung war sei­ne unge­setz­li­che Aus­lie­fe­rung von Kana­da an die USA, ein Pro­zess vol­ler Ver­fah­rens­feh­ler, gefälsch­ter Zeu­gen­aus­sa­gen und vom FBI geschwärz­ter Doku­men­te. 

Mil­lio­nen Men­schen haben Peti­tio­nen für die Frei­las­sung von Leo­nard Pel­tier unter­zeich­net, lei­der ohne Erfolg.

Bis heu­te sitzt der mitt­ler­wei­le gesund­heit­lich ange­schla­ge­ne 78-jäh­ri­ge Leo­nard Pel­tier im Gefäng­nis und kann erst wie­der 2024 einen Bewäh­rungs­an­trag stel­len.

Plakat Leonard Peltier

Pla­kat anläss­lich 46 Jah­re Inhaf­tie­rung von Leo­nard Pel­tier

Die Pine Ridge Reser­va­ti­on heu­te

In Pine Ridge setz­te Dick Wil­son nach Woun­ded Knee 2 sein Schre­ckens­re­gime fort, sei­ne Schlä­ger­trupps der Stam­mes­re­gie­rung gin­gen wei­ter­hin gegen Tra­di­tio­nel­le und Akti­vis­ten vor, Rund 60 indi­ge­ne Akti­vis­ten und Akti­vis­tin­nen wur­den in die­sen Jah­ren von den Hand­lan­gern des Regimes ermor­det.
Das FBI ver­schärf­te sei­ne Infil­tra­ti­ons- und Ein­schüch­te­rungs­po­li­tik gegen­über AIM.

Badlands im Pine Ridge-Reservat

Die Bad­lands im Pine Ridge-Reser­vat (Foto © Peter Schwarz­bau­er)

Pine Ridge ist noch heu­te der ärms­te Bezirk der gesam­ten USA, die Arbeits­lo­sig­keit liegt bei fast 80%, die Bevölkerung lei­det unter mise­ra­blen Wohn­ver­hält­nis­sen, Krank­hei­ten und einer hohen Selbst­mord­ra­te.

Von Alca­traz über Woun­ded Knee 2 zu NoDAPL

Woun­ded Knee 2 1973 und die Beset­zung von Alca­traz in der Bucht von San Fran­ciso durch India­ner und India­ne­rin­nen von Novem­ber 1969 bis Juni 1971 führ­ten zu einem Wen­de­punkt im Selbst­ver­ständ­nis und einem Erstar­ken des Selbst­be­wusst­seins der Urein­woh­ner des nord­ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nents.

Ein Höhe­punkt der von Indi­ge­nen gelei­te­ten Kam­pa­gnen in Nord­ame­ri­ka war 2016der Wider­stand gegen den Bau der Dako­ta Access Pipe­line („NoDAPL“) und die zer­stö­re­ri­sche Ener­gie­po­li­tik und Miss­ach­tung indi­ge­ner Land­rech­te , die Zehn­tau­sen­de Indi­ge­ne und Akti­vis­ten nach Stan­ding Rock in North Dako­ta führ­te. 

Vie­le Indi­ge­ne glaub­ten lan­ge Zeit, dass Woun­ded Knee 1 in gewis­ser Wei­se das Ende indi­ge­nen Wider­stands in Nord­ame­ri­ka kenn­zeich­ne­te. Mit Ende der 1960er Jah­re, ins­be­son­ders durch Woun­ded Knee 2, wuchs mit stei­gen­dem Selbst­be­wusst­sein auch der Wider­stand gegen das aus­beu­te­ri­sche Sys­tem, ein Wider­stand, der sich gegen­über frü­her durch stär­ke­re Ver­net­zung der Indi­ge­nen, auch bedingt durch die Nut­zung sozia­ler Medi­en aus­zeich­net.




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